Juli 2, 2025

Prototyp für Grands Montets erfolgreich getestet

Im Rahmen des Neubaus der Seilbahnstationen im Skigebiet Les Grands Montets im französischen Chamonix-Tal wurde ein bedeutender Meilenstein erreicht: Der Prototyp der modularen Tragstruktur, die Grundlage der zukünftigen Gebäude bildet, wurde erfolgreich aufgebaut und umfangreich getestet.

Das Projekt umfasst den Wiederaufbau der 2018 durch einen Brand zerstörten Seilbahnanlagen. An drei Standorten, in Argentière (1.275 m), Lognan (1.950 m) und am Grands Montets Pass (3.200 m), entstehen neue Stationen, deren Entwurf vom Architekturbüro RPBW Renzo Piano Building Workshop stammt. Die Gebäude sind von der Kristallform des Pyrits inspiriert, eines Minerals, das im Mont-Blanc-Massiv vorkommt. Als geometrisch klare Kuben sind sie in die alpine Umgebung eingebettet und bestehen aus modularen Stahlstrukturen, ergänzt durch Betonbauten, die sämtliche betriebstechnischen Funktionen aufnehmen.

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Zur Validierung der Tragstruktur kommt ein maßstabsgetreuer Prototyp zum Einsatz, der aus vier vorgefertigten Modulen besteht. edes Modul ist über vier Druckstreben verbunden und wird durch acht Zugstäbe ausgesteift, die über ein zentrales Gussteil, das sogenannte corpo centrale, zusammengeführt werden. Dieses Bauteil ist für alle Module identisch, besteht aus Gussstahl und wiegt rund 22 Kilogramm. Die Verbindung der Elemente erfolgt über ein eigens entwickeltes, kraftschlüssiges Clavetage-System, das eine präzise und schnelle Montage bei gleichzeitig hoher Tragfähigkeit ermöglicht.

Die Testreihe umfasst Belastungsversuche unter nahezu realistischen Bedingungen. Ziel ist es, die Tragfähigkeit des vorgespannten modularen Systems nachzuweisen und sein Verhalten unter verschiedenen Gebrauchslasten zu untersuchen – darunter große Temperaturschwankungen, hohe Schneelasten und starke Windbeanspruchung. Darüber hinaus steht die Montagefähigkeit der Module im Fokus: Das Verbindungssystem muss auch unter eingeschränkten logistischen Bedingungen zuverlässig und wiederholgenau funktionieren.

Die bisherigen Testergebnisse bestätigen sowohl die Tragfähigkeit als auch die Montagetauglichkeit des modularen Systems. Damit ist ein wichtiger Schritt in Richtung Fertigung und Ausführung erreicht. Parallel dazu wurden auch Stoßtests an den Structural-Glazing Fassaden durchgeführt – als Teil einer Zustimmung im Einzelfall (ATEX).

Die nächste Testphase konzentriert sich auf das Verhalten bei niedrigen Temperaturen, insbesondere auf das Risiko spröden Versagens der im Projekt eingesetzten Guss- und Bearbeitungselemente.

Die zukünftige Station an der Aiguille entsteht auf 3.235 m Höhe und wird aus insgesamt 114 Modulen zusammengesetzt, die ein würfelförmiges Bauvolumen mit den Maßen 20 x 20 x 20 Meter bilden. Das Bauwerk wird direkt in den Fels eingelassen und um eine hängende Aussichtsplattform unter einem Holzdach ergänzt. Am Standort Lognan auf 1.950 m Höhe entsteht ein gläserner Baukörper aus 135 Modulen mit Abmessungen von 20 x 20 x 17,5 Metern, der sich in das bestehende TOPO-Gelände integriert. Für die Fassadenverkleidung kommen bi- und tri-laminierte Gläser mit besonders niedrigem Eisenanteil zum Einsatz. Die verwendeten Scheiben sind extra klar und mit einer Anti-Kollisions-Beschichtung ausgestattet, um die Vogelwelt zu schützen.