Zwanzig Jahre hat es gedauert, bis der schon fertige Plan für eine neue Eisenbahnbrücke am Neckarknie zwischen Stuttgart und Bad Canstatt dem Bauherrn übergeben werden konnte. Etliche Planungsstopps hatten den schönen Entwurf immer wieder auf Eis gelegt, mit dem Jörg Schlaich 1998 den Gestaltungswettbewerb für eine viergleisige neue Brücke über den Neckar im neuen Eisenbahnknoten des Gesamtprojekts Stuttgart21 gewonnen hatte. Nun aber steht sie da, seine Stahlsegelbrücke, stadtbildprägend, selbstbewusst und mit dem eigenständigen ästhetischen Charakter einer bisher nie dagewesenen Form. 2025 soll sie, wenn der Oberbau und Probebelastungen werden ausgeführt worden sein, in Betrieb gehen. Wie so viele solcher ungewöhnlichen, tonangebenden Projekte verlangten die Planung und der Bau dieser Stahlsegelbrücke wegen ihres für den Eisenbahnbrückenbau besonderen Tragwerks hohe Anforderungen an die Zusammenarbeit aller Beteiligten. Standardisierte Nachweisführungen waren, wie der folgende Beitrag anschaulich darstellt, teilweise normativ nicht anwendbar. Und die ausführende Firma hatte im Werk und auch vor Ort besondere fertigungstechnische Fähigkeiten sowohl für die Stahlbau- und Montagearbeiten als auch für die Gründungsarbeiten zu beweisen. So wurde diese Brücke ein weiteres Indiz dafür, wie notwendig die pragmatische und gegenseitig unterstützende Zusammenarbeit des Planers, des bautechnischen und des schweißtechnischen Prüfingenieurs, des EBA-Gutachters, der ausführenden Firma und des Auftraggebers für unverwechselbare Bauwerke sind.