Als Material für hoch beanspruchte Zugglieder zeichnet sich Carbon im Vergleich zu Stahl durch hohe Zugfestigkeit, Korrosionsbeständigkeit und außergewöhnliche Betriebsfestigkeitseigenschaften aus. Dies erlaubt den Einsatz sehr schlanker Querschnitte beispielsweise für die stark beanspruchten Hänger von Netzwerkbogenbrücken. Bei der Stadtbahnbrücke über die A8 bei Stuttgart wurden erstmals Zugglieder aus Carbon verwendet und deren Eignung für hohe Zug- und Ermüdungsbelastung bestätigt. Darüber hinaus wurde erkennbar, dass die geringe Steifigkeit schlanker hochfester Carbon-Zugglieder zu einem vorteilhaften Gesamttragverhalten des Netzwerkbogens führt und Materialeinsparungen im Tragwerk ermöglicht. Für den Ersatzneubau der zweigleisigen Eisenbahnbrücke über die Oder bei Küstrin konnte das Gesamtgewicht des Tragwerkes durch die Verwendung von Carbonhängern um rund ein Viertel verringert werden.
Besonderheiten im Umgang mit dem Hochleistungs-Faserverbundwerkstoff ergeben sich durch das spröde Materialverhalten, längenabhängige Bauteilsteifigkeiten und die Betrachtung von lokalen Biegeeffekten an den Verankerungen, welche am Beispiel des Ersatzneubaus der Oderbrücke Küstrin diskutiert werden.